Hopfenerlebnisführung

Mal die Nase ganz tief in die Hopfendolde stecken – sowas darf auf einem Hallertau-Blog natürlich nicht fehlen. Sachkundige Anleitung dazu haben wir uns von Elisabeth Stiglmaier geholt. Bei einer Hopfenführung in Attenhofen.

Wer sich im Moment mit geschlossenen Augen in die Hallertau stellt und einfach nur einen tiefen Atemzug nimmt, der riecht es gleich: Es ist Hopfen-Erntezeit! Genau die richtige Gelegenheit also, um sich das mit dem Hopfen noch einmal genauer erklären zu lassen. Am besten von einer Hopfen-Botschafterin, die sich schon lange damit auseinandersetzt, das prägende Gewächs der Hallertau neugierigen Nasen näher zu bringen. Also auf nach Attenhofen, zum Hopfen-Erlebnishof Stiglmaier zu Elisabeth Stiglmaier.

Hopfenführung mit Mandarin-Note

Im Hofe der Familie Stiglmaier hat sich schon eine kleine Gruppe zur offenen Hopfenführung eingefunden. Die bedirndelte und mit Headset ausgerüstete Elisabeth lädt dann auch erst einmal dazu ein, sich ein paar der im Hof wachsenden Hopfendolden zu pflücken und den Geruch herauszukitzeln. Verschiedene Dolden offenbaren: Oha! Die riechen ja ganz unterschiedlich, während die eine tatsächlich eine leichte Mandarinen-Note zeigt, ist die andere vor allem derb/herb.

So verschieden die Aromen, die der Hopfen produziert, so variantenreich sind dann später auch die Biere, die damit gebraut werden können. Denn: „Bier geht nicht ohne Hopfen und Hopfen geht nicht ohne Bier„, erklärt Elisabeth. Und: Hopfenbauern können nur weibliche Pflanzen gebrauchen, nur sie bilden die Hopfendolden aus, die geerntet werden. Bei den männlichen Pflanzen heißt es: Kopf ab! Beziehungsweise, raus damit mit Stumpf und Wurzel!

Rattern, Rütteln, Schütteln

Laut geht es zu, zur Erntezeit. Da rüttelt, schüttelt und bläst es. Kaum sind die Hopfenreben vom Feld gezupft, werden sie auch schon an der Hopfenpflückmaschine angeliefert und dort per Hand eingehängt. Jetzt werden die Hopfendolden von Blättern, Draht und Rebe getrennt und per Förderband weitergeschickt zur Darre – zum Trocknen also.

Beim Betrachten der Maschine hat man einen ziemlichen Sendung-mit-der-Maus-Moment. Gerne würde man die Nase noch ein bisschen tiefer übers Förderband halten. Aber, nein, das geht leider nicht – die Arbeiten sollen ungestört weitergehen. Und so sind wir vor allem Zaungäste, während der Geruch des Lupulin, das ist der goldgelbe Blütenstaub des Hopfens, uns umgibt.

Ab in den Sack!

Weiter geht es ins Lager zu den fertig getrockneten und akkurat vernähten Hopfensäcken. Elisabeth spendiert eine Runde Hopfentee für alle. Ganz schön bitter, aber angeblich besonders toll für die Verdauung. „Der putzt durch, der Tee“. Zum Tee gibt es lauter spannende Anekdoten rund ums Thema Hopfen. Und dann gibt es schon wieder einen Ortswechsel, dieses Mal in die Kirche von Attenhofen.

Im angenehm kühlen Interior (mit leichter Weihrauchnote), erfahren wir den erdgeschichtlichen Hintergrund der Hallertau und einen klitzekleinen Abriss über die Entwicklung des Hopfen-Anbaus. Derzeit kommt immerhin 30 Prozent der Weltproduktion aus der Hallertau.

1561 ist übrigens das Jahr, in dem der erste Hopfengarten in Attenhofen errichtet wurde. Schon toll, wenn man sich bewusst macht, auf wie viele Jahrhunderte Tradition der Hopfenanbau hier zurückblicken kann!

Hopfenarena als Teil der Hopfenführung

Keine Hopfenführung, ohne Hopfengarten-Besuch! Darum geht es raus zur „Hopfenarena„. Dort wird erst mal die Kehle befeuchtet – wahlweise mit Bier oder Hopfenlimo.

Ganz schön hoch, so eine Hopfenrebe, wenn man so direkt davorsteht. Sieben Meter, so lernen wir, sind die Hopfengärten hoch und bieten dem Gewächs ordentlich Platz in den Himmel zu wachsen. Und: Keine Pflanze hier wächst schneller: Bis zu 35 Zentimeter können es an guten Tagen sein!

„Der Hopfen will seinen Herrn jeden Tag sehen“

„Narrisch viel Handarbeit“, bedeutet der Hopfenanbau, erklärt Elisabeth und bittet gleich einen der Herren auch mal Hand anzulegen. Denn so eine Hopfenpflanze muss im Frühjahr erst einmal in die richtige Richtung gelenkt werden, mithilfe von Drähten. Nur die stärksten Triebe der Pflanze werden dafür auf den Weg geschickt, der Rest wird ausgeputzt. Nach dem Aufdrahten und Aufrdrehen will der Hopfen auch sonst umsorgt werden (unteres Laub entfernen, Spritzen), bis dann, im September, die Zeit der Ernte gekommen ist. Den Rest der Pflanze schneidet man ordentlich zurück – schließlich bietet eine einzelne Hopfenpflanze bis zu 50 Sommer dem Bauern ihre Dienste.

Pro-Bier-Stube: Abschluss der Hopfenführung

Nach fast zwei Stunden geht es zurück auf den Hof, in die „Pro-Bier-Stube“. Dort wartet wieder ein kleines Bier und frisch gebackene „Schucksen“ (aka bayrisches Schmalzgebäck). Dazu gibt es noch eine kleine Filmvorführung, bei der nochmal alle Stationen des Hopfenanbaus am eigenen Hof illustriert werden. Und dann? Dann lässt die gelernte Biersommeliere Elisabeth auch noch den ein oder anderen Schatz aus ihrer Biersammlung probieren – mit und ohne Alkohol.

Hopfenführung: Fazit

Vollblut-Hopfenbotschafterin! Das kann man Elisabeth Stiglmaier auf jeden Fall bescheinigen. Ihre Leidenschaft für das grüne Gold der Hallertau vermittelt sie auf ihrer Hopfenführung ganz hervorragend. Man bekommt einen guten Einblick, gepaart mit vielen netten Geschichten und das alles in liebreizender bayrischer Mundart. Wenn wir uns etwas wünschen könnten, hätten wir noch gerne mehr von den Sendung-mit-der-Maus-Momenten gehabt, etwa bei der Trocknungsanlage. Wir können die Hopfenführung auf jeden Fall guten Gewissens weiterempfehlen!

Good-to-know:

  • Kosten: 10,50 Euro pro Person – inklusive der gereichten Getränke (und Schucksen)
  • Es gibt verschiedene Touren, die einem den Hopfen näherbringen, u.a. auch eine Hopfenralley (klingt spannend!)
  • Erntezeit des Hopfens ist im September (da sieht man die tollen Maschinen in Aktion), aber in den anderen Monaten gibt es auch immer was zu erzählen (und zu sehen), namentlich von April bis Oktober
  • Wer mag, kann hier auch einen Hobby-Brauereikurs besuchen

Website: https://hopfenfuehrung.de/

Adresse: 
Pfarrer-Schmid-Str. 5
84091 Attenhofen

Telefon: 08751 – 9176  

 

 

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